Jedes Jahr verleihen die theologischen Fakultäten der Universitäten Basel, Bern und Zürich einen Preis für eine herausragende Maturarbeit aus den Bereichen Religion, Ethik und Theologie. Dotiert ist er mit 500 Franken. 2023 wurden die Themen «Glaube, Identität und Interkulturalität», «die Rolle der Frau in der katholischen Kirche» sowie die Frage nach der Würde bei Ausstellung von menschlichen Überresten bearbeitet.

Bern: In diesem Jahr hat die Berner Jury die Arbeit von Deborah Murga aus Solothurn (SO) als herausragend gewürdigt. Murga bewegt die Frage, welche «Auswirkungen Interkulturalität auf den Glauben und die Identität junger Erwachsener» hat, so der Titel ihrer Arbeit. Die Preisträgerin stellt die Hypothese auf, dass Jugendliche, welche zwischen zwei Kulturen aufgewachsen sind, häufiger in eine Identitätskrise geraten als Jugendliche, die das nicht erlebt haben. Auch wenn die Ergebnisse dieser Arbeit nicht repräsentativ sind, so hat sich diese Hypothese doch zumindest im Zuge der Befragungen durch die Autorin bestätigt.

Insgesamt handelt es sich laut externer Gutachterin um «eine beeindruckende und formal gründlich erstellte Arbeit, die sich anhand eines qualitativ-empirischen Ansatzes mit einer hochaktuellen und letztlich gesellschaftlich relevanten Fragestellung befasst.»

Basel: Die Maturandin Veronica Stalder aus Bergdietikon (AG) geht in ihrer Arbeit mit dem Titel «Die Rolle der Frau in der katholischen Kirche» unter anderem der Frage nach, was die gegenwärtige Stellung und Möglichkeiten der Frau in der katholischen Kirche im deutschsprachigen Europa betrifft. Sie analysiert dazu beispielsweise das katholische Menschenbild anhand des Katechismus der katholischen Kirche oder klopft den Römerbrief, das Markusevangelium sowie die Pastoralbriefe nach Antworten auf die Frage ab, was darin über die Stellung von Frauen ausgesagt wird.

Die Basler Gutachterin erachtet die Arbeit der Verfasserin als preiswürdig: «Der Mut, sich einem aktuellen Thema innerhalb der katholischen Kirche sowie den unterschiedlichen Positionen dazu zu stellen, besticht.» Stalder hätte mit dieser Arbeit gezeigt, «dass Wissenschaft (Selbst-)Ermächtigung sein und dazu dienen kann, die eigene Position zu hinterfragen und begründet in einen gesellschaftlichen und kirchlichen Diskurs einzubringen.»

In Zürich hat Alessio Rubli aus Opfertshofen (SH) sich in seiner französischsprachigen Arbeit mit der Frage auseinandergesetzt, ob ein Ausstellen von menschlichen Überresten («restes humains»), beispielsweise in Museen, vertretbar ist. Dies hat er unter ethischen, religiösen, rechtlichen und weiteren Perspektiven untersucht. Rubli kommt zum Schluss, dass Ausstellungen im musealen und wissenschaftlichen Kontext legitim seien. Die Arbeit stellt laut Jury «eine herausragende Leistung» für einen Maturanden dar, weil sich „der Verfasser auf gut reflektierte und wohlbegründete eigene Abwägungsentscheidungen einlässt“.

Mit dem Theologiepreis setzen die Fakultäten der Universitäten Basel, Bern und Zürich einen Anreiz, Themen rund um Ethik, Religion und Theologie zu entdecken und zu erforschen. Dabei geht es auch darum, Interesse am Studienfach Theologie zu wecken: Der Theologiepreis ist eine von mehreren Initiativen, die junge Menschen zur Erforschung und kritischen Reflexion religiöser Traditionen und Werte anregen und Räume öffnen für die Auseinandersetzung mit der eigenen Glaubenspraxis.