Kirche auf dem Sportplatz

 

Plan A war ein Medizinstudium. Als es mit dem Numerus Clausus nicht klappte, schwenkte ich zu Plan B: Sportwissenschaften. Die Idee, Sport mit Theologie zu kombinieren, kam mir erst in der Rekrutenschule. Ich merkte dort, dass keiner wusste, warum Ostern ein Feiertag war. Also fragte ich meinen Vorgesetzten, ob ich eine Ansprache halten dürfe – um den Leuten zu erklären, was es mit Ostern auf sich hat. Er liess mich vor der ganzen Kompanie predigen. Die Gespräche, die daraus entstanden, waren inspirierend. Es machte mir Spass, mich mit den Fragen der Kollegen auseinanderzusetzen. Und ich spürte den Wunsch, fundierter argumentieren zu können.

Meine Kommilitonen beim Sport wundern sich, wenn sie hören, dass ich Theologie studiere. Aber durch die gemeinsamen Grenzerfahrungen, die zu einem Sportstudium gehören, bin ich bald zu einem Ansprechpartner für existentielle Fragen geworden. Wie gehe ich mit Angst um? Was bedeutet der Tod für mich? Welche Rolle spielt der Glaube an Gott in meinem Alltag?

Im Sport zeigen Leute ihr wahres Gesicht. Ausgeglichene Menschen werden plötzlich vom Ehrgeiz gepackt oder brechen unter dem Leistungsdruck zusammen. Man kann sie dann dazu ermutigen, über Körper, Geist und Seele nachzudenken – und darüber, was helfen könnte, alles in einen guten Einklang zu bringen. Das erlebe ich bei meiner Arbeit beim CVJM/F Basel. Wir haben ein Projekt entwickelt, das Glaube und Fussball verbindet. 200 junge Leute zwischen 6 und 30 besuchen wöchentlich ein Training, zu dem auch einen geistlicher Input gehört.

Nach dem Bachelor steige ich ganz auf Theologie um. Ich will Pfarrer werden. Die Reformierte Landeskirche bietet grosse Chancen, die meiner Meinung nach viel zu wenig genutzt werden. Kirche muss dort hingehen, wo die Gesellschaft ist – zum Beispiel auf den Sportplatz. Mein Traum ist es, der erste offizielle Sportpfarrer zu werden.