Mit Gott lachen

 

Ich bin als Kind nur an Weihnachten in den Gottesdienst gegangen. Der Glaube an Gott war da, aber auch viele Fragen. Durch den kirchlichen Unterricht wuchs mein Interesse, mich damit auseinanderzusetzen. Der Jugendarbeiter meiner Kirchgemeinde und die Leute, die ich in der Bibelgruppe am Gymnasium kennenlernte, vertraten klare Positionen. Das hat mich beeindruckt, später aber auch irritiert. Ich spürte einen inneren Widerstand, wollte dahinter sehen, besser verstehen und einordnen können. Warum gibt es solch unterschiedliche Meinungen? Was ist die Wahrheit, woran kann ich mich festhalten?

Meine Entscheidung fürs Theologiestudium ist somit einem persönlichen, existentiellen Anliegen geschuldet. Es ging mir nicht darum, Pfarrerin zu werden oder für die Kirche zu arbeiten. Ich wollte meinen Glauben an Gott, der mir so nah und wichtig ist, verstehen lernen. Der wissenschaftliche Zugang hat mir Türen geöffnet. Ich konnte vorher nicht viel mit der Bibel anfangen – nun fing sie an, für mich lebendig zu werden. Anfangs wurde mein Glaube in Frage gestellt durch das, was ich da hörte. Aber ich wusste: ich muss und will das hören, auch wenn es herausfordernd ist. Gerade weil es herausfordernd ist.

Mein Glaube hat sich sehr verändert und verändert sich laufend weiter. Ich fühle mich in vielem befreiter, kann mein Gottesbild besser mit meinem Verständnis der Welt vereinbaren. Ich habe jedoch keinen bestimmten Hintergrund, lasse mich nicht einordnen und festlegen – ich bleibe offen für neue Gedanken, Meinungen, Eindrücke.

Gott fühle ich mich sehr nahe. Aber meine Beziehung zu ihm ist freier geworden, ohne die Erwartung spektakulärer spiritueller Erlebnisse. Ich erlebe ihn im Humor, in den kleinen, komischen Situationen des Alltags, in denen er mir immer wieder zeigt, was wichtig ist und was nicht. Wenn das geschieht, muss ich oft laut für mich lachen. Oder mit Gott zusammen.