Die Trends der letzten Jahre haben sich 2021 verstärkt: Pfarrerinnen und Pfarrer sind vermehrt über das Pensionsalter hinaus tätig und die Vakanzen häufen sich. So waren Ende 2020 noch 49 Personen über das Pensionsalter hinaus tätig, Ende 2021 bereits 74 Personen. Vakante Stellen wurden Ende 2020 noch 70 gemeldet, 2021 waren es 86. Dies passt zur Beobachtung, dass in der Deutschschweiz zurzeit zwei bis drei Pfarrstellen pro Woche neu ausgeschrieben werden. Dies bedeutet 100 bis 150 Vakanzen aufs ganze Jahr gerechnet, während nur rund 40 Personen ordiniert werden in der Deutschschweiz.

Diese Entwicklung führt auch zu einem Rückstau von Pensionierungen. Im Jahr 2021 wurden 70 Pensionierungen gemeldet, obwohl vom Jahrgang her nur 27 Personen das Pensionsalter erreichten.

Vakanzen

Auch der Frauenanteil hat im letzten Jahr weiter zugenommen (von 42 auf 47 Prozent).

Bezüglich Teilzeit ist besonders in grösseren Kantonen festzustellen, dass Pfarrerinnen und Pfarrer oft mehrere Teilzeitstellen kombinieren. In Zürich sind dies beispielsweise 60 Personen, im Graubünden 25 und im Aargau 16. Dies ist eine interessante Entwicklung, die von der Nachwuchsförderung Theologie weiter beobachtet wird und verschiedene Fragen aufwirft: ist die Kombination mehrerer Teilzeitstellen von den Pfarrerinnen und Pfarrer in den meisten Fällen gewünscht oder ist es für einige ein notwendiges Übel? Könnte es eine Chance oder Strategie sein, kleine Pensen in einer Region zu bündeln und damit grössere Pensen zu ermöglichen, von denen eine Person leben kann?

MASSNAHMEN ZUR NACHWUCHSFÖRDERUNG

Die Entwicklungen zeigen deutlich, dass die Nachwuchsförderung ein dringliches Anliegen bleibt. Die Anzahl der Studierenden bewegt sich weiterhin auf zu tiefem Niveau. Während die Pandemie in anderen Fächern zu höheren Studierendenzahlen geführt hat, haben noch weniger Personen ein Theologiestudium aufgenommen. Die kirchliche Jugendarbeit wurde in vielen Kirchgemeinden weitgehend ausgesetzt. Die Nachwuchsförderung Theologie, eine gemeinsame Initiative der reformierten Kirchen der Deutschschweiz und der Theologischen Fakultäten Basel, Bern und Zürich, stellt angesichts des sich verschärfenden Nachwuchsmangels verschiedene Angebote zur Nachwuchsförderung bereit: Die Unterstützung der kirchlichen Jugendarbeit mit TheoTrails, Reisesubventionen und Workshops sowie Schnupperangebote für theologisch interessierte junge Erwachsene. Eine Übersicht über die Angebote findet sich auf der Website theologie-erleben.ch. Zudem gibt es sowohl im Konkordat als auch in den Kirchen Bern-Juro-Solothurn die jährliche Möglichkeit zum Quereinstieg ins Theologiestudium. Die Nachwuchsförderung Theologie ermutigt Kirchgemeinden, diese Angebote zu nutzen und zu bewerben sowie eigene Initiativen zur Nachwuchsförderung zu entwickeln.

Weitere Informationen: bildungkirche.ch/nachwuchsfoerderung