Vor uns liegt das Gut Ralligen am Thunersee. Aus Bern, Basel und Zürich sind 40 Theologie-Studierende angereist, um in den nächsten drei Tagen einen Einblick in den Pfarrberuf zu erhalten.

Die jungen Menschen stehen an ganz unterschiedlichen Punkten in ihrer Ausbildung: Einige haben ihren Master bereits abgeschlossen und absolvieren jetzt quasi noch die Blöcke der kirchlichen Ausbildung am Stück. Andere stehen mittendrin und ein paar gestehen leise, dass sie sich noch gar nicht sicher sind, ob das Studium oder das Pfarramt für sie wirklich das richtige ist.

Was ist Spiritualität?

Die Perspektiventage finden als obligatorischer Teil der kirchlichen Ausbildung jedes Jahr statt, müssen aber jeweils nur einmal besucht werden. Das Ziel dieser Tage ist es, für die Studierenden Raum zu schaffen: zu überlegen, Fragen zum Pfarramt zu stellen, mit Pfarrpersonen ins ehrliche Gespräch über ihre Arbeit und ihr Leben zu treten.

An einem Morgen bewegen wir mit dem leitenden Bruder der Christuskommunität, wo wir zu Gast sind, auch die Frage nach der eigenen Spiritualität: Was verbirgt sich hinter diesem Begriff? Wie lebe ich persönlich Spiritualität?

Nahe bei den Menschen - Nadia Bolz Weber

An einem anderen Halbtag sammelten sich Gruppen im ganzen Haus verstreut. Am Boden lagen verschiedene Bilder, die alle irgendwie mit dem Pfarrberuf und dem kirchlichen Dienst zusammenhingen. Die Studierenden wurden gebeten, jeweils ein Bild zu sich zu nehmen und ihren eigenen Bezug dazu in Worte zu fassen.

Das Foto der amerikanischen Pfarrerin Nadia Bolz-Weber fand besonders Anklang, vor allem wegen ihrer unorthodoxen Kleidung: "Ein solcher Wind würde uns auch guttun", "die ist sicher nahe bei den Leuten" und "diese Frau gibt mir Hoffnung, dass unser Beruf immer noch relevant ist", sind nur einige Aussagen aus der Runde. 

Diese 40 jungen Menschen, die ich in den vergangenen Tagen kennengelernt habe, machen Laune, die kirchliche Zukunft in die Hand zu nehmen und zu gestalten.