Auf der Durchreise

 

In meiner Jugendzeit traf man mich nicht vor dem Computer an, sondern im Garten. Das Gärtnern war meine grosse Leidenschaft – ich war mir sicher, dass ich Agrarwissenschaften studieren würde. Freunde witzeln nun gerne: Theologie ist fast dasselbe, schliesslich sät und erntet man!

Dass ich mich auf die Theologie eingelassen habe, hat viele Gründe. Mich beschäftigen die existentiellen Fragen, die ich durch meine Entwicklungs- und Flüchtlingsarbeit in Äthiopien und Griechenland aufgeworfen sah. Ich schätze die wissenschaftliche Herangehens­weise, das kritische Auseinandernehmen und Forschen. Und ich habe Lust auf die bewusste Konfrontation. Seit jeher ist die Beziehung zu Gott ein fester Bestandteil meiner Identität. Mich in ein Spannungsfeld zu begeben, indem ich auf wissenschaftlicher Ebene über den Glauben nachdenke, fasziniert mich.

Die offene Auseinandersetzung erlebe ich nicht als bedrohlich, sondern als bereichernd: Es gibt nicht den einen Glauben. Glaube ist immer in Bewegung – sonst ist er nicht lebendig! Sich im Studium mit unterschiedlichen theologischen Ansätzen zu beschäftigen, schärft mein Bewusstsein hierfür. Und ich werde mir darin erneut meines persönlichen Glaubens bewusst.

Breite und Offenheit schätze ich auch bei der der reformierten Landeskirche und kann mir ein späteres Pfarramt deshalb gut vorstellen. Kirche authentisch zu leben und den Blick von sich selbst wegzuwenden: Das bietet grossartige Chancen und Möglichkeiten!

In Anbetracht dessen, was auf der Welt passiert, fordert mich die rein theoretische Beschäftigung im Studium heraus. Ich sehe das Studium aber als Fundament für mein weiteres Engagement. Diesem Fundament Zeit widmen zu können, hat seinen Wert. Die Uni ist für mich eine Durchgangsstation – irgendwann geht die Reise weiter.