Fragengewitter
Im Fragengewitter geben Dozierende und Studierende der Theologischen Fakultäten Basel, Bern und Zürich über sich selbst Auskunft. Die Fragen an Dozierende stammen von Studierenden, die Fragen an Studierende stammen von Dozierenden.
Dominik ist Assistent am Institut für Hermeneutik und Religionsphilosophie der Theologischen Fakultät Zürich. Dem Barth entkommt er einfach nicht und als Doktorand geniesst er es, Zeit fürs Bücherlesen zu haben.
Was erforschen Sie gerade?
Momentan schreibe ich gerade einen Text über die Frage, was für Karl Barth «Hoffnung» bedeutete. Dieser Text wird ein Teil eines Kommentars zu Barths Buch «Einführung in die evangelische Theologie». Längerfristig bin ich mit einer Dissertation über «Wahrheit» beschäftigt. Was heisst das, aus theologischer Perspektive von «Wahrheit» zu sprechen? Auch hier wird Karl Barth eine Rolle spielen. Ich entkomme ihm einfach nicht.
Warum haben Sie sich für die wissenschaftliche Theologie und nicht für die Praxis entschieden?
Für mich geht beides Hand in Hand. Während dem Studium war ich in meiner Gemeinde engagiert und heute beteilige ich mich als Synodaler (also im Kirchenparlament) an den Entwicklungen der reformierten Kirche. Die Praxis führt zu neuen Fragen, die Theorie zu anderen Perspektiven und umgekehrt. Dass ich (noch) nicht in einem Pfarramt bin, hängt vor allem damit zusammen, dass ich mir während des ganzen Studiums mehr Zeit zum Bücherlesen wünschte. Die habe ich als Doktorand jetzt endlich.
Wenn Sie in die Vergangenheit reisen könnten: mit welcher prominenten Person aus der Theologiegeschichte würden Sie sich gerne zu einem Glas Wein treffen?
Barth hätte im Himmel vor Paulus und Co. ja erst Mozart treffen wollen. Ich würde daher vielleicht die Gelegenheit wahrnehmen und mich mit Paulus zusammensetzen. Mir gefällt seine Art, steile Aussagen zu machen. Man wird nie fertig mit ihnen. Genauso spannend wäre es, mit Gemeindeleiterinnen der ersten Stunde wie Phoebe, Priszilla oder Junia über ihre Erfahrungen zu reden.
In welchem Verhältnis stehen für Sie persönlich Glaube und Wissenschaft?
In einem sehr fruchtbaren. Der Glaube vertieft sich und wächst, indem ich kritisch seinen Grundlagen nachdenke.
Was waren Sie für ein Student?
Ein zugleich verträumter und vielbeschäftigter. Es dauerte recht lange, bis ich meine grössten Leidenschaften von den weniger grossen unterscheiden und mich entsprechend fokussieren konnte. Ich war aber auch ein von seiner Studienwahl immer überzeugter Student. Theologie bietet so unendlich viel!
Was ist das Nützlichste, das Theologiestudierende an der Uni lernen?
Meine Erfahrung war die, dass von all den Veranstaltungen, die man besucht, über das ganze Studium nur vier, fünf so richtig «mind-blowing» sind. Für die lohnt sich aber das ganze Studium, weil da plötzlich alles zusammenkommt. Das macht das Studium so wertvoll: Sich «Gott und die Welt» in den eigenen Gedanken in immer komplexeren Zusammenhängen zusammensetzen zu können.
Was ist ihr persönlicher Tipp für ein Auslandsemester?
Bei mir war’s Berlin und das war super. Aber es gibt viele gute Orte. Und im Zweifelsfall lieber ein Jahr anstatt ein Semester bleiben.
Im Fragengewitter geben Dozierende und Studierende der Theologischen Fakultäten Basel, Bern und Zürich über sich selbst Auskunft. Die Fragen an Dozierende stammen von Studierenden, die Fragen an Studierende stammen von Dozierenden.
Simon Sigrist studiert Theologie in Zürich. Er schätzt es, wenn Dozierende ihre persönliche Meinung kundtun zu dem, was sie vermitteln.
Zu welchem Thema hast du deine letzte Seminararbeit geschrieben?
Es war eine exegetische Seminararbeit über Daniel, dessen Gottesbeziehung und die Charakter der Herrscher Darius, Belschazzar und Nebukadnezzar.
Für welches Fach schlägt dein Herz am meisten?
Derzeit ist es die Reformationsgeschichte. Zwingli und seine Zeitgenossen waren entscheidend dafür verantwortlich, dass wir heute 500 Jahre Reformation feiern. Doch ich möchte die Denkweisen, Hintergründe und Zusammenhänge der Zeit damals verstehen.
Was zeichnet deine Fakultät aus?
Es ist alles nahe beieinander: die Bibliothek, die Lernplätze, das Foyer, in welchem man Studienkollegen trifft, der Kreuzgang, die Altstadt. Die Fakultät ist zudem historisch am Ort, an welchem Zwingli die Prophezei gegründet hatte. Ich empfinde die Fakultät sehr familiär und warmherzig. Ein Ort, an welchem man gerne studiert.
Zu diesem Thema sollte es einmal eine Lehrveranstaltung geben:
Zwinglis Auseinandersetzung mit seiner Pestkrankheit.
Der/die ideale Dozent:in…
...ist für mich jemand mit klaren Strukturen in seinen Vorlesungen und Seminaren und jemand, dessen eigene Meinung zum Thema wir erfahren. Dabei sollte es nicht so wirken, als ob er/sie diese Lehrveranstaltung als Pflicht, sondern viel mehr als Kür seines/ihres Schaffens sieht.
Was ist das nützlichste, das Theologiestudierende an der Uni lernen?
Das Theologiestudium ist ein Spektrumsöffner mit viel Lesezeit. Man lernt, dass man ein Thema von verschiedenen Disziplinen unterschiedlich beleuchten kann. Der Gegenstand bleibt derselbe, die Betrachtung ändert sich. Zudem findet man an der Fakultät eine riesige Bibliothek voller spannender Bücher. Auch dies ist ein Spektrumsöffner für die Fülle der theologischen Themen.
Dein Traumziel für ein Auslandsemester:
St. Andrews, Stellenbosch (Südafrika) oder Jerusalem.
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Daniel Herrmann studiert Theologie in Bern. Er lässt sich von Kursen begeistern, in denen er mit radikalen Texten konfrontiert wird – Paulus, Nietzsche, Kierkegaard, Barth.
Zu welchem Thema hast du deine letzte Seminararbeit geschrieben?
In meinem letzten Aufsatz habe ich die Römerbriefkommentare Karl Barths in den Auflagen von 1919 und 1922 verglichen. Ich habe vor Semesterbeginn dieses Buch aus reiner Neugier mit auf Reisen genommen, las fleissig darin in Cafés und Hostels, und habe doch nur wenig verstanden. Erst in diesem Kurs, beim Reinknien an einem Pult, mit Marker und Stift ausgerüstet, habe ich den Klang und die Substanz von Barths Theologie zu verstehen gelernt und habe mich nachhaltig davon prägen lassen,
Für welches Fach schlägt dein Herz am meisten?
Systematik und Neues Testament. Aber eigentlich habe ich verlernt, Theologie in Fächer aufzuteilen. Mir geht es um die Sache – oder um die Frage Bonhoeffers: «Wer ist Jesus Christus für uns heute?»
Was zeichnet deine Fakultät aus?
Alles ist nah- und erreichbar in Bern - die Dozenten, die Cafés, die Aare. Auch ist es schön, dass die Fakultät nicht an den Rand der Stadt vertrieben wurde, was den Austausch mit meinen Freunden aus ganz anderen Studiengebieten ermöglicht.
Zu diesem Thema sollte es einmal eine Lehrveranstaltung geben:
Da gäbe es vieles, was ich mir wünschen würde. Leider wird zurzeit die Theologiegeschichte meiner Meinung nach etwas vernachlässigt. Fast das gesamte Gewicht der Kirchen- und Dogmengeschichte wird im Bologna-System also der Historischen Theologie aufgebürdet. Ein Seminar zur Theologiegeschichte des 20. Jahrhunderts zum Beispiel wäre sicher hilfreich. Ansonsten lasse ich mich von Kursen begeistern, in denen ich mit radikalen Texten konfrontiert werde – Paulus, Nietzsche, Kierkegaard, Barth etc.
Der/die ideale Dozent/in…
...kompetent und begeistert, anspruchsvoll und doch verstehbar, ganz in seiner/ihrer Forschung vertieft, und beantwortet trotzdem noch meine Mails.
Was ist das nützlichste, das Theologiestudierende an der Uni lernen?
Dass Studieren ein riesiges Privileg ist, und die Theologie eine fröhliche Wissenschaft. Vielleicht muss man sich das hin und wieder vergegenwärtigen können, um überhaupt erst Theologie betreiben zu können. Das Grossartige an der Theologie ist auch, dass Studierende mit vielen, zum Teil sehr unterschiedlichen wissenschaftlichen Methoden arbeiten, also mal systematisch-philosophisch, mal historisch, mal exegetisch. Darin liegt grosses Potential und für uns vor allem viel Abwechslung.
Dein Traumziel für ein Auslandsemester:
Ich würde gerne im Master in den USA oder in England die englischsprachige Theologie besser kennen lernen.
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