Nach Flugzeugen und Autos zu den Büchern zurück

 

Meine Faszination für Handwerk und Technik ist so gross, dass ich zweimal versucht habe, einen praktischen Beruf zu ergreifen. Nach der Schule trat ich zum Eignungstest zum Piloten an und nach dem Philosophiestudium habe ich eine Lehre als Automobil-Mechatroniker absolviert. Es bestätigte sich allerdings, was meine Eltern mir schon als Kind sagten: Ich bin ein Denker und kann es besser mit Büchern.

Dass das Pfarramt etwas für mich sein könnte – eine konkrete Tätigkeit nahe am Leben, die den grossen Fragen Raum gibt – entdeckte ich erst nach diesen und weiteren Zwischenstationen. Dabei fing die Auseinandersetzung mit der Religion schon früh an. Meine Eltern trugen ihren Glauben nicht nach aussen, aber in unserer Familie und meinem Umfeld gab es sehr engagierte Christen. Von ihnen grenzte ich mich ab, denn mit Jesus und der Bibel konnte ich nicht viel anfangen. Dennoch fand ich es interessant, zu diskutieren und darüber nachzudenken, ob es Gott gibt, wie die Welt entstanden ist und was der Sinn des Lebens ist. Die Kirche brauchte ich dazu nicht.

Erst der Vortrag eines bekannten Philosophen über die Bedeutung der Religion öffnete mir einen eigenen Zugang zum Christentum. Ich lernte, die christliche Tradition als Symbolsprache zu verstehen, die bildhaft auf das verweist, was sich unserem Verstand entzieht. Und das viele von uns dennoch wahrnehmen und suchen, in der Natur, in der Musik, in Ritualen.

Wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen, sagt Wittgenstein. Es ist der viel grössere Teil dessen, «was es gibt», und es ist der Teil, zu dem Spiritualität Zugänge schaffen kann. Als Pfarrer hierfür zu sensibilisieren und als Kirche den Menschen Herberge zu bieten, ohne sie zu bevormunden oder durch Wahrheitsansprüche einzuengen, begeistert mich. So habe ich mich für den Quereinstieg ins Theologiestudium entschieden. Ich bin ein Suchender und wünsche mir, mit anderen gemeinsam nach Sinn und Antworten zu schürfen.

David Lüthi: Ich bin ein Suchender