Das Ziel im Blick

Ein Umzug nach Zürich machte für mich die Kirche zu einem zweiten Zuhause. Ich war vierzehn und hatte bisher nur eine Leidenschaft: Das Klettern, das mich in meiner Spitzenzeit als Athletin bis ins Finale der Weltmeisterschaften brachte. Nun entdeckte ich eine zweite Leidenschaft, von der ich nach wenigen Monaten wusste, dass ich sie zum Beruf machen wollte: den Glauben und die Gemeinschaft, in der er gelebt wird.

Kirche fand hier im Quartier nicht nur sonntags statt, sondern wurde auch im Alltag gelebt. Rasch fand ich Anschluss und konnte meine Ideen und Begabungen einbringen. Die Idee, dass wir alle ein Abbild von Gott sind, kam im Umgang miteinander zum Ausdruck. Das begeisterte mich. Ich fand im Glauben die Freiheit, den Sport aus Freude und Leidenschaft zu betreiben, ohne meinen Wert daraus zu schöpfen oder mich über meine Leistungen zu definieren. Das hat mir bei Wettkämpfen geholfen, unverkrampft und doch zielstrebig zu sein.

Das Gymnasium besuchte ich zunächst nur, weil es sich besser mit dem Klettern vereinbaren liess als eine Lehre. Nachdem mir klar wurde, dass ich Theologie studieren und Pfarrerin werden wollte, wuchs die Motivation. Inzwischen habe ich den Profisport aufgegeben und schätze das Privileg, mich im Studium jeden Tag mit dem befassen zu dürfen, was mir wichtig ist. Ich suche die Auseinandersetzung, habe aber nach wie vor klare Ziele vor Augen: Ich möchte Gefängnisseelsorgerin werden oder mit neuen Formen von Kirche experimentieren. Meine Erfahrungen im Sport prägen meine Wünsche für die Kirche. Sie soll mutig sein, sie soll sich nicht verlieren, sie soll Visionen haben und daran festhalten. Du kannst nicht immer gewinnen. Aber du kannst alles dafür tun, um dein Ziel zu erreichen.