Ich stehe zur Verfügung

Als junger Mann fiel mir das Leben leicht. Ich war ein Abenteurer, machte mit siebzehn den Pilotenschein und reiste in einem selbstgebastelten Boot bis zum Atlantik. Im Militär wurde ich Offizier und nach dem Studium an der HSG arbeitete ich als Manager bei grossen, internationalen Schmuck- und Uhrenherstellern.

Übermut und Unachtsamkeit prägten in dieser Zeit meinen Lebensstil. Irgendwann gelang nicht mehr alles so einfach. Die dramatische Geburt meiner Zwillinge, bei der einer meiner Söhne nur durch ein Wunder überlebte, der Tod meines Vaters und die Scheidung von meiner Frau rüttelten mich auf. Ich suchte den Dialog mit Gott. Der Glaube an ihn war schon seit meiner frühen Kindheit da, als mir meine Tante auf langen Spaziergängen biblische Geschichten erzählte. Wenn ich in der freien Natur war, staunte ich über die Kreativität, die hinter dem Leben steckt.

In der Krise erlebte ich, wie Gott mich auffing. Ich lernte, die Kontrolle abzugeben und nach seinen Plänen zu fragen. Ich sagte zu ihm: Hier bin ich, ich stehe zu deiner Verfügung! Seither fügt sich ein Puzzleteil zum anderen. Ich traf meine Jugendliebe wieder und konnte meine Familie erweitern. Als ich den Quereinstieg in den Pfarrberuf ins Auge fasste, ergab sich die Möglichkeit, mir das Theologiestudium als Interim Manager zu finanzieren. Ich schätze es, im Business-Look mit Verwaltungsräten zu diskutieren und am nächsten Tag in meiner Motorrad-Kluft in der Vorlesung zu sitzen. Meiner Berufung als Pfarrer zu folgen, hilft mir, in schwierigen Arbeitssituationen Distanz zu wahren.

Wenn ich in ein paar Jahren, so Gott will, Pfarrer bin, dann möchte ich die Kirche sichtbarer machen. Und ich möchte weitergeben, was ich erlebt habe: Gott ist da, und wenn wir scheitern, fängt er uns auf.