Mein kirchliches Engagement begann mit einem Versehen. Nachdem wir entschieden hatten, unsere Kinder taufen zu lassen, wollte ich die reformierte Kirche an unserem Wohnort kennenlernen. Ich folgte am Sonntagmorgen dem Strom der Gottesdienstbesucher und merkte erst beim Einzug des Geistlichen, dass ich mich im katholischen Teil des ökumenischen Kirchenzentrums befand. Als ich entsprechend verspätet den „richtigen“ Kirchenraum betrat, konnte ich es nicht vermeiden, aufzufallen: der Eingang befand sich im direkten Blickfeld der Gottesdienstbesuchenden.
Der prominente Auftritt hatte etwas Gutes: Ich wurde sofort in die Gemeinschaft reingenommen. Da ich politisch engagiert war, wurde ich bald angefragt, für den Kirchenrat zu kandidieren. Später übernahm ich für zwei Amtszeiten dessen Präsidium. Die enge Zusammenarbeit mit Pfarrerinnen und Pfarrern weckte mein Interesse am Pfarrberuf. Ich verspürte den Wunsch, selbst Menschen zu begleiten und die für mich wichtige Verbindung von Glauben, Gemeinschaft und Solidarität anderen vermitteln zu können.
Noch während meines Amtes als Kirchenratspräsidentin begann ich mit dem Theologiestudium. Mit jedem Semester wurde klarer, dass ich den richtigen Weg gewählt hatte. Da ich schon einen akademischen Abschluss hatte – ich hatte Germanistik und Philosophie studiert –, konnte ich nach dem Bachelor in den neuen Studiengang für Quereinsteigerinnen wechseln und ihn als erste abschliessen. Im Vikariat bereite ich mich nun auf den Pfarrberuf vor. Als Allrounderin kann ich mir gut vorstellen, ein Gemeindepfarramt zu übernehmen. Die Kirche der Zukunft muss Vielfalt zulassen und offen für unterschiedliche Menschen sein. Dafür will ich mich als Pfarrerin einsetzen.