Ich bin kein sprunghafter Typ, sondern bleibe gerne bei dem, was mir Halt gibt. Freunde und Familie, Vertrauen und Ehrlichkeit sind mir wichtig. Ebenso mein Glaube, der für mich sehr persönlich ist und über den ich nie viel geredet habe. Was mich als Jugendliche in der Kirche gehalten hat, waren mein freiwilliges Engagement und das starke Gefühl, willkommen zu sein.
Wie sehr mich auch die kirchliche Arbeit fasziniert, habe ich in einem fast zufällig entstandenen Praktikum bei der Pfarrerin herausgefunden. Eine unglaubliche Vielfalt habe ich da angetroffen und gemerkt: das ist der Job, den ich mein ganzes Leben lang machen möchte. In diesem Gefühl verorte ich meine Berufung. Das Pfarramt ist kein Beruf wie jeder andere. Da braucht es das Gefühl, dass ich da hingehöre. Da mein Interesse an Theologie und Kirche nicht aus meiner Familie kommt – mein Vater ist Atheist und in die Kirche geht niemand regelmässig – habe ich die Gewissheit, dass es mein Weg ist. Ich bin es, die das will.
An der Uni habe ich festgestellt, wie verschieden wir alle glauben und den Glauben leben. Ich habe das Gymnasium zwar mit einem Schwerpunkt im Fach Religion abgeschlossen, aber die Unterschiede zwischen den kirchlichen Strömungen und Konfessionen waren mir kaum bewusst. Als mich nach dem ersten Semester ein Professor fragte, ob ich volkskirchlich oder freikirchlich geprägt sei, hatte ich keine Ahnung, wovon er spricht!
Die Glaubensvielfalt habe ich aber nie als irritierend erlebt, sondern als bereichernd. Ich erhalte gerne neue Anstösse, besuche auch andere Gottesdienste und Kirchenorte. Dabei wird mir klar, was mich anzieht und begeistert und was ich später anders machen möchte.
Meine Vision ist es, die Gemeinschaft in der Kirche durch die Verkündigung von Gottes Liebe stark zu machen. Statt langer Predigten braucht es Gelegenheit zum Austausch und besonders auch zu einer kritischen Auseinandersetzung. Klischees müssen überwunden werden. Unsere Kirche ist offen für alle und keiner muss an veralteten Dogmen festhalten, um willkommen zu sein und sich zugehörig zu fühlen.