Barbara Steiner beendet im Sommer ihr Theologiestudium an der Universität Zürich. Damit ist sie ihrem Traumberuf Pfarrerin ein grosses Stück näher. Schon früh war ihr klar, dass sie Pfarrerin werden möchte: «Ich habe sehr gerne Menschen und am liebsten nehme ich sie so, wie sie sind», sagt sie mit sichtlicher Vorfreude.

Über Gott und die Welt diskutieren

Tobias Adam ist noch mitten im Studium. Auch er studiert reformierte Theologie. Auch wenn er sich selbst nicht als Philosoph bezeichnen würde, diskutiert er fürs Leben gerne und am liebsten über Gott und die Welt. Kein Studienfach, so erzählt er begeistert, passe für ihn besser als die Theologie: Sie decke sehr viele seiner Interessen ab.

Lange Zeit hat Barbara das Politisieren den Politikerinnen und Politikern überlassen. Der Wunsch, sich eine eigene politische Meinung zu bilden, wurde jedoch immer stärker. «Die Welt, auf der wir leben, darf uns nicht egal sein», stellt sie klar. Diese Überzeugung gab ihr den Anstoss, politisch aktiv zu werden. Besonders die grossen Zusammenhänge interessieren sie. Obwohl Barbara noch nicht in einer Partei politisiert – sie habe schlicht noch nicht den richtigen Ort gefunden – ist sie als Aktivistin in verschiedene politische Bewegungen involviert. Besonders die Klimabewegung liegt ihr am Herzen.

Engagement für die Menschlichkeit

Auch Tobias ist überzeugt vom politischen Engagement. Für ihn ist es nicht nur das Wahrnehmen von Verantwortung, sondern sogar eine Notwendigkeit, politisch aktiv zu sein. Sein Interesse am Politisieren wurde bereits im Gymnasium geweckt. «Verschiedene politische Debatten haben mich schon früh beschäftigt. Ich wurde aktiv und die Parteipolitik wurde zur neuen Herausforderung» erzählt Tobias, der unterdessen Co-Präsident der Jungen EVP Zürich ist. Ein grosses Anliegen ist Tobias eine weltweit gerechtere Verteilung zwischen Arm und Reich. Jeder Mensch solle genug zu essen und zu trinken haben und auch über die Deckung der Grundbedürfnisse hinaus die Möglichkeit haben, ein Leben in Würde und mit Perspektiven zu führen. «Ich glaube, dass das nicht ohne Veränderung an unserem eigenen gesellschaftlichen System möglich ist», glaubt Tobias. Zugleich ist er überzeugt, dass eine solche Veränderung nicht durch Zwänge oder Enteignung erreicht werden kann, sondern durch ein Umdenken in unserer Gesellschaft.

Kern ihres Glaubens und ihres politischen Engagements sei die Menschlichkeit, erklärt Barbara. Auch Gott gehe es schliesslich immer wieder um die Menschen. So sieht es Barbara als Frucht ihres Glaubens, sich für Menschen einzusetzen. «Den Menschen soll es gut gehen. Das binde ich in meine politische Denkweise mit ein.» Im Theologiestudium habe sie besonders das Argumentieren und die eigene Sprachfähigkeit verbessern können. Auch Tobias profitiert in seiner politischen Arbeit vom Studium, insbesondere vom Umgang mit anderen Menschen und ihren Meinungen. Auch wenn er findet, man solle klare Kante zeigen und für das einstehen, was man meint und glaubt, ist Tobias überzeugt, dass er von jedem Menschen etwas lernen kann.

Träumen von einer gerechteren Welt

Auch wenn sich Barbara und Tobias einig sind, dass Aktivismus und Parteipolitik wichtig sind, betonen sie, dass viel Politik auf nachbarschaftlicher Ebene stattfindet. «Überall dort, wo Menschen ihr Schicksal in die Hand nehmen und zu gestalten beginnen, egal auf welcher Ebene, findet für mich Politik statt», sagt Tobias. Auch wenn die Politik eine ernste Angelegenheit sei, mache es auch einfach unglaublich viel Spass, sind sich beide einig. Mit den richtigen Menschen gemeinsam unterwegs zu sein, von einer gerechteren Welt zu träumen, zu demonstrieren, nicht aufzugeben und etwas zu wagen, sei einfach genial. «Jeder und Jede kann politisch aktiv sein, es gibt so viele Möglichkeiten. Irgendwo rutscht man immer rein», erklärt Barbara augenzwinkernd.

Micha Rippert (25) ist Theologiestudent, Jugendarbeiter und studentischer Mitarbeiter bei theologie-erleben.ch, der Plattform rund um Jugend, Glaube und Kirche.