Nichts Menschliches ist mir fremd

 

Als Schüler war ich mir eigentlich sicher, dass ich einmal Biologie studieren würde. Deshalb wählte ich als Thema meiner Abschlussarbeit an der Rudolf Steiner Schule das AIDS-Virus. Den praktischen Teil dieser Arbeit erarbeitete ich im Basler Lighthouse, einem Hospiz für HIV-Kranke Dort kam ich mit dem Aidspfarramt in Kontakt, und ich merkte bald: Wie ein Virus funktioniert, interessiert mich eigentlich viel weniger als die Frage, was eine Krankheit ist und wie ein Mensch mit Leiden umgehen kann. Deshalb entschied ich mich, Theologie zu studieren.

Im Studium war Seelsorge einer meiner Schwerpunkte. Damals wurde an verschiedenen Orten in der Schweiz die Notfallseelsorge aufgebaut. Das faszinierte mich. Deshalb liess ich mich bei der Stiftung CareLink zum Caregiver ausbilden. Nach dem Studium arbeitete ich Teilzeit im Aidspfarramt und in der Polizei-Seelsorge, daneben in einer Teilzeit-Anstellung im Bereich «Betrieblichen Gesundheitsmanagement» bei einer Bank.

Meinen beruflichen Weg ausserhalb der Kirche setzte ich fort. Bei Bewerbungen merkte ich, dass oftmals gar nicht bekannt ist, was das Theologiestudium alles umfasst und welche Kompetenzen man sich in diesem Studium aneignet. So begann ich in meinem Lebenslauf die verschiedenen Fächer innerhalb der Theologie extra zu erwähnen: Geschichte, vergleichende Religionswissenschaften, Seelsorge, Ethik, Sprachen, Philosophie, usw. All diese Kenntnisse waren schlussendlich ausschlaggebend, dass ich meinen jetzigen Job bei SWISS bekam.

Schon als kleiner Junge war ich ein Flugzeugnarr, habe ganze Nachmittage auf der Flughafenterrasse verbracht und kannte immer schon alle Flugzeugtypen. Nun bin ich bei SWISS als Senior Manager Health Case Managementverantwortlich für SWISS-Mitarbeitende, die verunfallt oder längere Zeit krank sind. Jedes Mal, wenn ein Mitarbeitender nach langer Krankheit oder langer  Abwesenheit nach einem Unfall seine Arbeit wieder aufnehmen kann, freue ich mich mit dem Betroffenen! Dabei fasziniert mich, wie Menschen unterschiedlich mit Schicksalsschlägen, Krankheiten oder Unfall umgehen können: Es gibt Menschen, die gehen mit einer schweren Krebsdiagnose gelassen um, andere wirft bereits ein gebrochenes Bein vollkommen aus der Bahn. Beide Reaktionen sind normal. Denn auch das habe ich im Theologiestudium gelernt: Wie unterschiedlich Menschen sind – und – dass mir nichts Menschliches fremd ist.